Am Mittwoch, dem 20.11.2024, ging es in der Aula des Martinums politisch hitzig zur Sache. Vom Zusatzkurs Sozialwissenschaften des Abiturjahrgangs waren die Vertreterinnen und Vertreter der im Bundestag sitzenden Parteien zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, um über soziale Ungleichheit und die soziale Sicherung in Deutschland zu diskutieren. Aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl hatte die Veranstaltung überraschend an Aktualität gewonnen, wie der Schulleiter Olaf Cimanowski einleitend anmerkte. Neben dem Filmseminar zum Thema Antisemitismus war die Podiumsdiskussion die zweite wichtige Veranstaltung zur Demokratiebildung für die Q2.
Anwesend waren Frau Kathrin Vogler als Vertreterin der Linken, Frau Dr. Anja Karliczek von der CDU, Herr Jürgen Coße für die SPD und Herr Dr. Jan-Niclas Gesenhues als Vertreter vom Bündnis 90/Die Grünen, die alle für ihre Parteien für den Wahlkreis Emsdetten im Bundestag sitzen. Die Position der FDP übernahm Herr Paavo Czwikla als Kreisvorsitzender der Partei in Münster. Im Publikum saßen die gesamte Abiturjahrgangsstufe sowie einige interessierte Lehrkräfte, die alle gespannt zuhörten.
Die Veranstaltung wurde in vier Themenabschnitte gegliedert: Finanzierung des Sozialstaats, Sozialversicherungen, Bürgergeld und Bildungsungleichheit. Zu diesen Bereichen wurden den Politikern Fragen gestellt, die diese in einem begrenzten Zeitfenster beantworten mussten. „Es wäre schön gewesen, wenn die Vertreterinnen und Vertreter mehr Zeit gehabt hätten, ihre Meinung zu jeder Frage zu äußern“, sagten die Schüler Leen und Luca. „Aber bei nur einer Doppelstunde, also 90 Minuten, ist es leider selbstverständlich, dass sich nicht jeder zu allen Fragen äußern konnte.“
Am Ende jedes Themenabschnittes wurden zudem Fragen gestellt, die die Politikerinnen und Politiker durch das Hochhalten von Karten mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten mussten. Auch das Publikum war mit grünen und roten Karten ausgerüstet, um ihre Meinung zu den Fragen in die Diskussion einbringen zu können.
Wie unterschiedlich die Positionen der Politikerinnen und Politiker sind, konnte man vor allem an hitzigen Debatten bei den Fragen zur Finanzierung der Sozialversicherungen beobachten. Kopfschütteln, Seufzer und Reaktionen der Verzweiflung – auf Zustimmung untereinander trafen die Politiker nur selten. „Die Stimmung war sehr angespannt, aber uns wurde dadurch gezeigt, welches breite Spektrum die Politik hat“, so die Schülerin Josefine. Nur einmal musste das Moderationsteam in die hart, aber ansonsten sehr sachlich und konstruktiv geführte Diskussion eingreifen.
Mit welchen Maßnahmen die Sozialversicherungen reformiert werden können, wurde ebenfalls intensiv debattiert. Sollte es mehr oder weniger Menschen geben, die in die Versicherungen einzahlen? Sollte länger gearbeitet werden oder würde all das nur die Symptome bekämpfen, ohne die Probleme grundlegend zu lösen? Diese komplexen Fragen konnten auch die Debattierenden nicht endgültig beantworten.
Kontrovers wurde ebenfalls das Thema Bürgergeld diskutiert. Standen für Grüne, SPD und Linke die Unterstützung der Bedürftigen im Mittelpunkt, verwiesen CDU und FDP auf die Verantwortlichkeit des Einzelnen, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgten die Schülerinnen und Schüler die Antworten zur Bildungsungleichheit. Die Politikerinnen und Politiker debattierten auf der Bühne über mögliche Reformierungsansätze des Schulsystems – auch wenn nicht alle Parteien Reformen für zwingend notwendig ansahen.
Insgesamt wurde die Podiumsdiskussion von den Schülerinnen und Schülern rundum positiv aufgenommen. Viele fanden es besonders toll, die Politikerinnen und Politiker „live“ zu erleben und die Differenzen, aber auch Gemeinsamkeiten der Parteien zu beobachten. „Es war eine interessante und gute Aktion zur Stärkung der Demokratie“, wie die Schülerin Lucie die Veranstaltung bewertet.
Die Schülerinnen und Schüler der Q2 waren am Ende der Veranstaltung sehr dankbar, dass die Politikerinnen und Politikern sich die Zeit genommen und ihre Fragen rund um das Thema „Soziale Sicherung und Ungleichheit“ beantwortet haben.