Eine Podiumsdiskussion im Gymnasium Martinum bot neue, spannende Einblicke in die Themen und Meinungen verschiedener Parteien
Schulunterricht mal anders. Anstatt im Unterricht Texte zu lesen und den Politikern im Fernsehen zuzuschauen, konnte die Q2 am 31.10.2022 in den beiden Nachmittagsunterrichtsstunden einen ganz neuen Einblick in die Politik gewinnen bei einer Podiumsdiskussion in der Aula, zu der Vertreterinnen und Vertreter aller im Bundestag vertretenden Parteien eingeladen worden waren. Während die Podiumsdiskussion am Martinum sich im letzten Jahr eher mit bundespolitische Themen befasste, stand die jetzige ganz unter dem großen Themenbereich „Europäischen Union“.
Die Europäische Union ist und bleibt ein wichtiges Thema, aktuell sieht man dies beispielsweise am Ukraine-Krieg, aber auch Teile unserer Politik werden von der EU berührt oder sogar durch diese gelenkt. Daher war dies ein Thema, dem man oft im Alltag begegnet, aber über das es trotzdem viele verschiedene Meinungen gibt.
Organisiert wurde die Podiumsdiskussion von den Schülerinnen und Schülern des Abiturjahrgangs unter der Leitung ihrer Lehrer Veit Biedermann, Heiko Friedrich und Albert Lüttmann. Im Vorfeld erarbeiteten die Lehrer mit ihren Kursen nicht nur grundlegendes Wissen über die EU, ihre Institutionen und Werte, sondern überlegten sich eine Vielzahl an Fragen, die den Themenblöcken Asyl- und Flüchtlingspolitik, Demokratie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Umweltpolitik sowie Wirtschaft und Soziales zugeordnet waren.
Leider musste der Vertreter der CDU, Jan-Christoph Wolber, krankheitsbedingt kurzfristig absagen, sodass letztendlich Kathrin Vogler (Die Linke), Jürgen Coße (SPD), Dr. Jan-Niklas Gesenhues (B‘90/Grüne), Timo Zinczuk (FDP) und Florian Elixmann (AfD) den verschiedenen Sozialwissenschaftskursen gegenübersaßen.
Gemeinsam mit den beiden Schülern Kaya Pieper und Fynn Neumann führte Herr Friedrich durch die verschiedenen Themenblöcke und Fragen. Jede Frage wurde konkret an eine Partei gestellt, die antworten durfte. Danach konnte sich eine*r der anderen Vertreter*innen melden und entweder eine gegensätzliche Meinung aufzeigen oder dem Vorredner zustimmen und die Argumentation ggf. ergänzen.
So entstanden teilweise hitzige Diskussionen, denen die Schülerinnen und Schüler gespannt folgten. Es wurden ihnen neue Aspekte vorgestellt, aber auch bereits Gelerntes ließ sich wiederfinden. Auch persönliche Hiebe und Unterbrechungen gehörten wie in richtigen politischen Debatten dazu.
Während der verschiedenen Themenblöcke kristallisierten sich die Werte der einzelnen Parteien heraus. Aufgrund unterschiedlicher Ansichten und Handlungsvorschläge konnten sich die Parteien selten einigen.
So schlug beispielsweise Jürgen Coße von der SPD eine bessere Förderung und gerechtere Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU vor. Florian Elixmann von der AfD widersprach, da er einen Umverteilungsschlüssel für nicht zielführend und für einen unangemessenen Eingriff in die Politik der einzelnen Länder hielt. In diesem Kontext prangerte Jan-Niclas Gesenhues wiederum die menschenverachtende Politik der AfD gegenüber Geflüchteten an. So ähnlich verliefen viele Diskussionen. Natürlich blieb auch zwischendurch die Möglichkeit, spontan Fragen zu stellen.
Am Ende eines jeden Themenblocks wurden zwei Aussagen vorgestellt, die spontan mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden mussten. Dafür wurde durch die Vertreter*innen der Parteien rote und grüne Karten deutlich sichtbar in die Luft gehalten. Auch diese Abstimmungen verdeutlichten erneut Unterschiede zwischen den Parteien, aber z. T. auch große Übereinstimmungen. Obwohl dieses Vorgehen großes Diskussionspotenzial bot, wurden die Positionierungen bewusst unkommentiert im Raum stehen gelassen.
Ursprünglich war eine grundsätzliche Fragerunde ohne konkreten Themenbezug zum Ende hin geplant, aber aufgrund der fortschreitenden Zeit musste nicht nur der letzte Themenblock gekürzt werden, sondern auch individuelle, spontane Fragen fanden leider keinen Platz mehr.
Dennoch konnten die Schülerinnen und Schüler der Q2 einiges aus der Podiumsdiskussion mitnehmen. Auch nach Abschluss war auf den Fluren und auf dem Nachhauseweg weiterhin Gesprächsbedarf. Es wurden lautstark Zustimmung oder Ablehnung gegenüber den zuvor genannten Positionen ausgedrückt.
„Ich hätte die gerne richtig diskutieren lassen“, sagte eine Schülerin, die ein wenig enttäuscht war, dass aufgrund der kurzen Zeit viele Diskussionen abgekürzt werden mussten. Trotz der begrenzten Zeit waren sich aber letztendlich alle einig: so eine Diskussion ist ganz schön spannend und darf gerne wiederholt werden, um auch anderen Stufen diesen Einblick zu ermöglichen.
Fotos: martinum.media